Bei manchen fängt es schon früh an. Als Kind liegen sie schon ihren Eltern in den Ohren: ich möchte ein Pony! Manche Eltern lassen sich erweichen und dann beginnt das „Abenteuer“ schon in der Kindheit oder Jugend.
Bei den meisten beginnt es, wenn sie das erste Geld verdienen, die Kinder in den Kindergarten gehen oder das Kind anfängt zu reiten („ich durfte das früher nicht“). Dann fangen manchmal Mutter und Kind zusammen mit dem Reiten an und oft kommt dann auch das eigene Pferd. Ein Abenteuer…
Warum Abenteuer?
Wenn der Mensch ein Pferd haben möchte, hat er ja eine Vorstellung, was das Pferd in sein Leben bringen soll, wie er sich mit dem Pferd fühlen möchte und was er mit Pferden verbindet. Und diese Vorstellungen können so unterschiedlich sein, wie die Menschen unterschiedlich sind.
Was bedeuten Pferde für Dich?
Freiheit, Wildheit, Schönheit, Verbindung mit der Natur, ein Freund, ein Kamerad, ein Sportpartner, ein Styling-Objekt, etwas zum Kümmern, etwas, das Bewunderung bei Anderen auslöst? Alles das ist möglich und sicher noch vieles mehr.
Entsprechend wirst Du, vielleicht unbewusst, Dein Pferd aussuchen: z.B. ein gemütliches Kleinpferd für entspannte Ausritte oder einen Friesen mit viel Bewegung und Behang für Glitzerauftritte.
Aber nicht jeder Haflinger oder Norweger und nicht jeder Friese hat die gleiche Persönlichkeit, sondern seine eigene und da wird es interessant! Hier greift das Gesetz der Resonanz! Warum Du Dich genau für dieses Pferd entschieden hast? Weil irgendetwas in Dir mit diesem Pferd in Resonanz ging!
Wäre da nicht eine Resonanz, wäre Dir das Pferd gar nicht aufgefallen, es wäre gar nicht in Deinem Schwingungsbereich. Manchmal macht sich auch das Pferd bemerkbar, es spürt die Resonanz auch. Es sucht Dich aus.
Jede Aufgabe entspricht unserem jeweiligen Schwingungszustand und glücklicherweise treten nur Ereignisse und Erfahrungen in unser Leben, für die wir auch die Fähigkeiten und Voraussetzungen haben, sie zu bewältigen. Auch wenn es manchmal heftig ist - wir wachsen mit jeder bestandenen Aufgabe und das bringt uns voran auf unserem Weg, uns selbst kennen zu lernen.
Vielleicht suchst Du ein Pferd aus, das ähnliche Eigenschaften hat, wie Du. Dann lernst Du mit ihm die Grenzen des „so seins“ zu erkennen. Seid ihr z.B. beide ängstlich, werdet Ihr kaum erfolgreich größere Springen reiten. Dazu müsstest Du Mut entwickeln.
Vielleicht suchst Du auch ein Pferd aus, das so ist, wie Du gerne sein möchtest. Das bringt Dich sicher oft an Deine Grenzen. Du merkst, welche Qualitäten Du noch entwickeln müsstest, um wirklich so zu sein.
Also ist Dein Pferd für Deine Entwicklung auf jeden Fall das Richtige!
Und jetzt guck in den Spiegel: Mit welchen Erwartungen gehst Du zu Deinem Pferd? „Er hat sich bestimmt wieder eingesaut…“? „Heute ist sie doch wieder zickig…“? „Der hat doch sowieso keine Lust…“? „Irgendwas ist immer…“?
Oder wie heißt Dein Pferd oder wie nennst Du es? „Zicke“? „Töffel“? Stinker“? „Teufel“?
Genau das bekommst Du!
Ein Pferd mit vielen Unverträglichkeiten hat auch oft eine Bezugsperson, die nicht alles essen kann. Ist das Pferd unruhig im Gelände, malst Du Dir vielleicht Horror- Szenarios aus, was alles passieren kann? Ein Springreiter, der Angst vor der Höhe hat, wird kaum sein Pferd dazu bewegen können, noch höher zu springen.
Pferde nehmen unseren Gesamtausdruck wahr, das Sein, nicht den Schein. Sie reagieren auf unser Erscheinungsbild, unsere Haltung, unsere emotionale und mentale Einstellung. Durch ihr Feedback bekommen wir in jedem Moment gespiegelt, was wir gerade ausdrücken.
Nun kannst Du Dich der Aufgabe stellen, die Herausforderung annehmen. Du kannst erforschen, warum es zwischen Dir und dem Pferd hier oder da hakt, oder es gar zu Unfällen gekommen ist. Du kannst Dich auch entscheiden, die Aufgabe weiterzugeben und das Pferd zu verkaufen. Aber genau dieses Thema, diese Aufgabe wird Dir irgendwo anders wieder begegnen.
Wenn Dein Pferd also nicht vorwärts geht, es aber keine körperlichen Einschränkungen hat, kann es daran liegen, dass Du Angst oder Schmerzen hast. Dein Pferd merkt das und traut sich nicht.
Oder anders: Du bist hart im Nehmen und erwartest das auch von Deinem Pferd. Die harte Bürste, egal an welcher Körperpartie, der zu stramme Sattelgurt, die schlechtsitzende Decke, die unpassende Herdenzusammenstellung…Irgendwann zeigt Dein Pferd eine Reaktion, die schon lange angebracht gewesen wäre. Es schnappt zu oder tritt Dich unverhofft. Vielleicht wachst Du dann auf!
Die gute Nachricht ist:
Schwingungsfrequenzen kann man beeinflussen und auch verändern. Wir können entscheiden, welcher Schwingung wir uns öffnen, welche wir fördern wollen. Wir können unsere Aufmerksamkeit auf die positiven und schönen Dinge im Leben richten und damit verändert sich unsere Schwingung. Dazu müssen wir genau hinsehen, die (unbewussten) Muster erkennen und versuchen, das eigentliche Thema dahinter zu lösen. Und dann entscheiden wir uns bewusst, mit wem wir ausreiten wollen und mit wem wir uns über unser Pferd unterhalten wollen. Wir können uns auch selbst „überlisten“, um aus einem eingefahrenen Schema herauszukommen. Z.B. wenn Dein Pferd im Gelände immer wieder an einer bestimmten Stelle nicht vorbeigehen möchte und Du rechnest schon damit – unterhalte Dich mal sehr angeregt mit einem Mitreiter. Auf einmal seid ihr an der Stelle vorbei!
Wie schön ist es, wenn Pferd und Mensch sich gemeinsam entwickeln und voneinander lernen! Und so wird im Laufe so einer Pferd- Mensch- Beziehung aus den Turniercracks vielleicht ein tolles Geländeteam, oder umgekehrt, einfach weil das beiden Charakteren besser entspricht.
Zum Schluss:
Verändert sich im Leben des Pferdemenschen etwas, sodass sein Tier zur Last wird - zeitlich, emotional, körperlich, finanziell, oder wie auch immer - merkt das Pferd dies natürlich. Vielleicht wird es deshalb sogar krank. Ich finde es dem Pferd gegenüber fair, eine neue liebevolle Bezugsperson für das Pferd zu suchen, die dann vielleicht noch andere Qualitäten in dem Pferd weckt. Das Abenteuer beginnt von vorn!
Diesen Text von mir findest Du auch in der HorseWoman, September - November 2023